Rüden: 56-61 cm, Hündinnen: 51-56 cm (+/- 2,5 cm)
Jagd- und Begleithund
Spitze und Hunde vom Urtyp
Sektion 7 Urtyp-Hunde zur jagdlichen Verwendung. Ohne Arbeitsprüfung.
Äusseres Erscheinungsbild:
- kurzhaarig
- ansprechender, widerstandsfähiger, eleganter Hund
- Ridge (Haarkamm), entgegengesetzten Richtung wachsendes Haarkleid, beginnend am Widerrist bis hin zu den Hüfthöckern. Ridge sauber abgesetzt, symmetrisch, bei der Geburt schon angelegt und kann 8 verschiedene Formen haben (Ein schmaler Ridge wird vorgezogen)
- Farben: Einfarbig! schwarz, rot, isabell und in verschiedenen Blau- und Silberblautönen
- harmonisch aufgebauter Hund
- die Rute wird senkrecht hoch oder sichelförmig über den Rücken getragen
- Rücken ist gerade
Der Ursprung
Die ersten Aufzeichnung bezüglich des Thailand Ridgebacks sind in den sehr alten, königlichen Dokumenten zu finden, jedoch sind sie international als Rasse erst seit 1999 anerkannt. Durch ihr besonderes Äußeres und dem unverwechselbaren Blick erfreuen sie sich heutzutage immer größerer Beliebtheit. Ihre Abstammung vom Dingo ist deutlich erkennbar.
Das Wesen
Typisch Urhund: eigenständig, selbstbewusst, mutig, eigenentscheidungsfreudig, intelligent, skeptisch und scheu – Eigenschaften die die Selektion des Leben und Überleben in Thailands Strassen und Dschungel forderten. Vorsichtig und Skepsis in neuen oder ungewohnten Situationen sind allerdings keine passende Reaktion auf unsere heutige Gesellschaft und Welt in der wir und nun auch der Thailand Ridgeback leben soll . Diese Vorsicht sollte aber auch keinesfalls mit Ängstlichkeit oder Angst gleichgesetzt werden. Nimmt die Skepsis überhand und fordert für sie als Lösung der Situation eine Reaktion, sieht man bei manchen Rassevertretern den Rückzug in sichere und bekannte Situationen (Orte, Menschen,…). Es kann aber auch durchaus möglich sein, dass dieser Hund nach vorne geht und den Weg der Konfrontation und Diskussion wählt. Ein Thailand Ridgeback ist ein mutiger Hund, der sich seiner Größe und Stärke durchaus bewusst ist. Hat ein solcher Hund sich dazu entschieden, dass ein „nach vorne gehen“ die richtige Lösung ist, so ist dies mit großer Wahrscheinlichkeit kein Showkampf – er meint was er tut.
Der Jagdtrieb ist ein natürliches Verhaten bei jedem Hund, ein Instinkt, der die Nahrungsquelle und damit das Überleben sicherte. Hütehunde beispielsweise sind hervorragende Jäger, dessen Trieb in jahrelanger Zuchtauslese auf das „vor sich her jagen“ oder auch „treiben“ selektiert wurde und in einer späteren Ausbildung geübt werden muss. Auch unsere heutigen Jagdhunde sind nicht einfach planlose „Hetzer“ des Wildes, sondern hochspezialisierte Profis, die auf das Anzeigen, Treiben, Erlegen oder Apportieren ausgerichtet sind. Allerdings muss diese Fähigkeit genauso ausgebildet und trainiert werden, wie ein Kommando „Sitz“ oder „Platz“. Der Thailand Ridgeback besitzt durch seinen Körperbau eine große Geschicklichkeit, wahnsinnige Schnelligkeit und Wendigkeit und Sprungvermögen und gerade durch seine Ursprünglichkeit ist auch der Drang zum Jagen mehr gegeben als bei Rassen, die seit Jahren durchgezüchtet sind. Was uns aber sehr am Herzen liegt: Auch ein sogenannter Jagdhund kann so ausgebildet werden, dass er ohne Probleme ohne Leine spazieren gehen kann, das ist alles eine Frage der Geduld und Konsequenz!
Durch ihre Selbständigkeit und Intelligenz meinen sie nicht auf den Menschen angewiesen zu sein. Dies macht ihre Ausbildung und den Hundesport nicht ganz einfach: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Thailand Ridgeback einem Hütehund in seiner Lerngeschwindigkeit und Präzision in nichts nachsteht. Einzig und allein der Gedankengang „Wozu? Ich brauche dich nicht, also auch das nicht“ kommt einem früher oder später bei dieser Rasse in die Quere. Hat man allerdings eine Antwort auf diese Frage parat, beispielsweise „weil es deine eigene Idee war“ oder aber gerade für Alltagssituationen sehr wichtig „weil ich es dir sage und keine Widerrede dulde“ kann man mit dieser Rasse sowohl im Alltag als auch ausbildungstechnisch und sportlich gesehen sehr weit kommen. Dass sich ein Thailand Ridgeback nicht auf eine Sache konzentrieren kann, kann ich nicht bestätigen. Das schwierige an der Ausbildung beim Thai ist, dass er wie ein Spiegel deiner Schwachstellen fungiert. Das bedeutet ist deine Konsequenz nicht 100%, dann finden sie sehr schnell heraus, dass ein muss auch ein kann sein kann. Das heisst wenn sie verstanden haben, dass sie sich nur wehren müssen (sei es mit den zähnen oder einfach nur gekonnt ignorieren), dann werden sie das auch sofort und generalisierend auf alle Situationen tun. An der Leine laufe, Hundesport, Rückruf, Tierarzt, angefasst werden, alles ist dann ein reiner Selbstentscheid des Hundes und dass das nicht lange gut geht das ist selbsterklärend. Der Thai ist aber keinesfalls ein Hund der, wie andere Rassen (Beispiel Retriever, die, je nach Aufzucht und Linie, viel härter im Nehmen sind, denn sie sollen durch dichtes Schilf die Ente apportieren, da brauch man im wahrsten Sinne des Wortes schon einen dickeren Pelz), von Anfang an stumpf in der Korrektur sind, im Gegenteil: Ist man von Baby an energetisch klar und konsequent, brauch es später auch viel weniger Druck oder Gegenwehr wenn mal ein Problem auftritt. Denn der Thai hat ja dann bereist früh gelernt bis hier hin und nicht weiter und er wird lange nicht so viel Gegenwehr bringen. Für mich steht und fällt eines mit dem Thai: Man braucht von Anfang an den richtigen Züchter und die richtige Hundeschule. Und die sind rar gesät!
Absolut typisch und für viele Menschen nicht einschätz- oder lesbar ist auch ihr sehr differenziertes Ausdrucksverhalten. Durchgezüchteten Rassen oder besser gesagt Rassen, deren Erscheinungsbild so gar nichts mehr mit einem Wolf gemein hat, haben diese Art von Sprache durch ihre Mimik, Gestik und ganz verschiedenen Laute teilweise oder ganz verloren. Und da diese Kommunikation kaum mehr angetroffen wird, können sowohl Hund als auch Halter den Thailand Ridgeback kaum oder gar nicht lesen, denn sie beherrschen die Hundesprache wie kaum eine andere Rasse. Man muss diese Sprache nur auch richtig lesen und deuten lernen. Ein Thailand Ridgeback hat gefühlte 100 verschiedene Arten zu knurren, aber nicht jedes dieser Laute ist dem agonistischen Verhalten zuzuordnen, nein, auch ihr Spielverhalten hat ganz eigene Laute. Dies soll aber keineswegs bedeuten, dass sie bellfreudig wären, ganz im Gegenteil, man kann auch hier auf ihre Instinkte vertrauen. Das bedeutet sie schlagen nicht grundlos an.
Dies bringt mich zu einem weiteren Wesenzug des Thailand Ridgebacks: Sie sind wahnsinnig empathisch. In all den Jahren, in denen ich Erfahrung mit dieser Rasse sammeln durfte, wurde mir eines sehr schnell bewusst: Man kann ihrem Einschätzungsvermögen was Menschen und andere Tiere betrifft, voll und ganz vertrauen., vorausgesetzt sie sind sehr gut sozialisiert. Aus diesem Grund beobachte ich Sunray im Verhalten mit den Anwärter der zukünftigen Besitzer meiner Hundewelpen ganz besonders. Sie sagt mir innerhalb weniger Minuten ob sie gute neue Hundeeltern werden oder ich besser die Finger davon lasse.
All diese Eigenschaften erfordern einen fachkundigen, wissbegierigen, einfühsamen aber konsequenten Halter, der bereit ist mit seinem Hund viel zu arbeiten und sich immer wieder selbst zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Ein Thailand Ridgeback kann dein tollster Begleiter und bester Freund der Welt sein, aber auch dein schlimmster Alptraum, der keinen Besuch von Mensch und Tier duldet, auf einem Spaziergang nur an der Leine laufen kann, da er ansonste jagen geht oder andere Hunde oder Menschen angeht und seinem eigenen Halter nicht vertraut. Das ist teilweise eine Sache der Erziehung und Ausbildung und doch bringt jeder Rassevertreter sein ganz persönliches, genetisch festgelegtes Überraschungs-Ei des Wesens mit sich, mit dem man umzugehen vermag. Ist dies nicht gegeben kann ein Thai Ridgeback schnell zum sogenannten „Problemhund“ werden, denn die rassetypische Vorsicht kann auch in Angst und/oder Abwehraggression umschlagen und die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen wird oft mit Sturheit verwechselt.
Durch dieses Wesen würden wir den Thailand Ridgeback nicht als Familienhund bezeichnen. Bleibt die Frage, welche Rasse der prädestinierte Familienhund ist? Die Wahrheit ist, es gibt ihn nicht! Es kommt viel mehr auf die Eltern und die Kinder an, die genauestens abwägen sollten ob ein Hund überhaupt zu ihnen passt und wenn ja wie dieser sein soll. Hierzu gilt es nicht nur die Optik oder Nähe eines Züchters als Kriterium zu wählen, sondern beispielsweise auch das Energielevel und vielen weiteren Kriterien einer Rasse zu berücksichtigen. Um noch einmal auf den Thai zurück zu kommen: Natürlich ist es durchaus möglich ihn als vollwertiges Mitglied in einer Familie zu integrieren. Es ist aber äußerst ratsam beim Thema Kinder diese besonders auf diese Art von Hund vorzubereiten und vor ab zu Züchtern zu fahren, um zu sehen ob die Kinder zu dieser Rasse passen. Beim Thailand Ridgeback gibt es noch verschiedene Linien, die unterschiedlich in ihrer Stresstoleranz und Alltagstauglichkeit sind. Ebenfalls macht das Geschlecht des Thais manchmal einen Unterschied: So haben wir das Gefühl, dass eine Thailand Ridgeback Hündin leichter in einer Familie mit Kindern integriert werden kann als ein Rüde. Aber wie immer gilt: Die Ausnahme bestätigt die Regel!
Ein Problem
War es früher noch üblich niemals einen fremden Hund einfach anzufassen, da er schnappen könnte, wachsen Kinder heute mit der Illusion auf, dass ein Tier sich alles gefallen lassen muss. Ein Umstand der dazu geführt hat, dass völlig normales Hundeverhalten heute als nicht-tragbar angesehen wird und nur noch Hunde in der Gesellschaft erwünscht sind, die möglichst überhaupt nicht auffallen oder gar Ansprüche
stellen. Viele Rassen – ob Gebrauchshunde für einen bestimmten Zweck, oder eben
Hunde vom Urtyp – passen da nicht mehr hinein. Stellt ein Hund besondere Ansprüche, wird er schnell als „abnormal“ oder „Problemhund“ bezeichnet. Was nicht normal ist, hat keinen Platz und so liegt die Lösung nahe: Abgabe oder Einschläfern! Sehr viele Thai Ridgebacks – verglichen mit der Seltenheit der Rasse – wurden vor vielen Jahren auf Grund von Aggressionsproblemen eingeschläfert und dabei haben längst nicht alle tatsächlich zugebissen. Aber auch in letzter Zeit häufen sich leider wieder Vorfälle mit meistes jungen Rüden. Zwar ist es verboten ein gesundes Tier grundlos zu töten, doch die Angst vor dem eigenen Tier, der öffentlichen Meinung und nicht zuletzt die Scheu vor einem grösseren Trainingsaufwand treibt immer mehr Hundebesitzer dazu diesen Schritt zu gehen. Aber wenn wir ehrlich sind: Wenn ein Thai Ridgeback der Meinung ist Angriff ist sein Weg, dann geht er diesen auch ohne Rücksicht auf Verluste und dies macht ein Zusammenleben mit diesem Tier beinahe unmöglich.
Das sehr ansprechende Aussehen dieser Hunde veranlasst nicht nur viele Käufer zur unüberlegter Anschaffung, sondern lässt leider auch immer mehr selbsternannte „Züchter“ aus dem Boden sprießen. Immer mehr Interessenten kommen auch zunehmend von sogenannten „Kampfhunden“ auf den Thai Ridgeback. Dass dieser allerdings keinesfalls eine Alternative zum gutmütigen Listenhund (z.B. American Staffordshire Terrier, Dogo Argentino usw.)darstellt, wird leider nicht bedacht. Dies ist ein fataler Fehler, da die Ansprüche und Wesen der Rassen sich kaum ähneln. Während die sogenannten Kampfhunde viele Ausbildungsfehler mit ihrer Gutmütigkeit, hohen Stresstoleranz und hoher Reizschwelle verzeihen, ist der Thailand Ridgeback wie oben beschrieben vollkommen anders. Auch offizielle Züchter lassen sich immer mehr vom Trend zu immer massigeren und grösseren Hunden hinreißen, um dem Idealbild gewisser Käuferkreise näher zu kommen, was nicht nur dem Erschinungsbild des sportlichen und grazilen Thais schadet, sondern aus ihnen noch stärkere und schwer führbare Hunde macht.
Noch ist die Rasse selten und wenig bekannt, ein Umstand mit Vor- und Nachteilen. Es besteht ein grosses Interesse, sodass sich scheinbar Geld mit der Zucht verdienen lässt. Dies lässt die oben genannten „selbsternannten Züchter“ oder auch Vermehrer hervortreten. Diese züchten nicht wie wir unter dem Verband VDH/FCI, das heißt sie züchten ohne Ahnenforschung zu betreiben, ohne Gesundheitswerte zu haben und noch schlimmer, ohne Wesenszüge der Eltern zu analysieren. Auch züchten sie vorwiegend die beliebte Farbe blau oder fawn um die Nachfrage zu befriedigen. Dass hierbei nicht auf die Käufer geachtet wird, sondern rein nach dem Geldbeutel entschieden wird, sollte hier nocheinmal betont werden. Ein seriöser Züchter wird die angehenden neuen Welpeneltern auf Herz und Nieren prüfen!